Rationalismus, Ethik und Krieg: Zur Moral und Logik der israelischen „Operation Schutzschild“ im Frühjahr 2002

Autor/innen

  • Martin Beck

DOI:

https://doi.org/10.15203/ozp.817.vol31iss4

Abstract

Nachdem es in Israel und den palästinensischen Gebieten seit Beginn der Zweiten Intifada im September 2000 zu einer neuen Spirale von Gewalt und Gegengewalt gekommen war, holte Israel im Frühjahr 2002 zu einer der größten Militäroperationen in seiner Geschichte aus und griff weite Teile der palästinensischen Autonomiegebiete an. Aus sozialwissenschaftlicher Sicht stellen sich zwei Fragen, eine normative und eine empirische: War die Operation Schutzschild ein berechtigter Krieg, und aus welchen Gründen wurde er von Israel geführt? Der Aufsatz strebt einen Beitrag zur Klärung der normativen Frage an, indem versucht wird, die Lehre vom gerechten Krieg auf den vorliegenden Fall anzuwenden. Um zu einer Erklärung des israelischen Verhaltens zu gelangen, wird auf der Basis des Konzepts des subjektiven Zweckrationalismus geprüft, ob sich die Operation Schutzschild als rational verstehen lässt, wenn man das offiziell von Israel betonte Ziel zugrundelegt, für die Sicherheit israelischer ZivilistInnen zu sorgen. Weiterhin wird die von KritikerInnen Scharons vorgebrachte Hypothese geprüft, ob Israel mit seiner Kampagne das Ziel verfolgte, die Besatzung zu festigen. Ergebnis der Untersuchung ist zum einen, dass die Operation Schutzschild gemäß der Lehre vom gerechten Krieg nicht als berechtigter Krieg angesehen werden kann. Zum anderen erweist sich die Erklärung, dass der Kampagne primär das Ziel der Zementierung der Besatzung zu Grunde lag, als plausibel, während dem Ziel der Terrorismusbekämpfung nur eine sekundäre Rolle zugemessen werden kann.

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