Normalisierungsstrategien in der Rhetorik der FPÖ: Die politische Alchemie, Kritik in Unterstützung zu verwandeln

Autor/innen

  • Emo Gotsbachner

DOI:

https://doi.org/10.15203/ozp.847.vol32iss4

Abstract

In der Phase ihres Aufstiegs entwickelten die Freiheitlichen unter Jörg Haider ein auffallendes Geschick, Kritik an ihren fremdenfeindlichen Kampagnen und wiederholten rechtsradikalen Ausritten nicht nur weitgehend unbeschadet zu überstehen, sondern darüber hinaus sogar umzukehren und für die eigene Profilierung zu nützen. Die rhetorische Immunisierung erreichten sie mit Hilfe eines Komplexes von strategischen Diskurspraktiken, welche sich um das von ihnen installierte Schlagwort „Ausgrenzung“ organisierten: Aus dem Umstand, dass Bundeskanzler Vranitzky eine Koalition mit Haider ausschloss, leiteten sie die Behauptung ab, sie würden in undemokratischer Weise ‚ausgegrenzt‘. Ich untersuche einerseits die Funktionsweise dieser Unterstellung, andererseits Aspekte freiheitlicher Anstrengungen, den Begriff im allgemeinen Sprachgebrauch zu etablieren, und beleuchte ihre Beziehung zu anderen hegemonialpolitischen Taktiken, wie der systematischen Diskreditierung kritischer Stimmen oder der Enteignung und Umdeutung gegnerischer politischer Themen und Diskurselemente. Diese beeinflussten in den 90er Jahren erfolgreich den Deutungsrahmen öffentlicher Debatten und damit die Wahrnehmung politischer Problemlagen in Österreich.

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