Humane embryonale Stammzellenforschung - ein marginales und trotzdem unangenehmes Problem für die österreichische (Bio)Politik

Autor/innen

  • Josef Hager Universität Innsbruck

DOI:

https://doi.org/10.15203/4103.vol53.2024

Abstract

Die Forschung mit humanen embryonalen Stammzellen (hES-Zellen) ist durch einen gesellschaftlich-moralischen Wertekonflikt belastet, der die Pflicht, menschliches Leben zu schützen, und die Pflicht, kranken Menschen zu helfen, gleichermaßen impliziert. In Österreich ist die hES-Zellenforschung nicht geregelt. Die Gewinnung von hES-Zellen aus bei artifizieller Reproduktion (ART) überzähligen Frühembryonen ist wegen deren dafür notwendigen Zerstörung verboten. Nicht verboten ist dagegen der Import von hES-Zellen für Forschungszwecke. Trotz zahlreicher Regelungsaufforderungen von GegnerInnen wie BefürworterInnen der hES-Zellenforschung kamen die zuständigen PolitikerInnen diesem Auftrag nicht nach. Um dieses Verhalten nachvollziehen zu können, untersucht dieser Beitrag mit Hilfe der Kritischen Diskursanalyse nach Siegfried Jäger in Print- bzw. elektronischen Medien veröffentlichte Statements, die PolitikerInnen im Rahmen von fünf bedeutenden Anlässen zur hES-Zellenforschung abgegeben hatten. Die Analyse zeigt, dass involvierte PolitikerInnen von ÖVP, FPÖ und BZÖ die hESZellenforschung aus moralischen Gründen ablehnten und Diskussionen mittels Framing, Blockieren oder Unterdrücken zu vermeiden suchten. SPÖ-PolitikerInnen negierten diese Diskussionen weitgehend, nur die Grünen engagierten sich dafür. Alle Parteien blieben zudem zurückhaltend, um zusätzliche Diskussionen zu latenten politischen Problemen wie Fristenlösung, ART (u.a. wegen der überzähligen Frühembryonen), etc. zu vermeiden. Resümee dieser Untersuchungen ist, dass die involvierten PolitikerInnen ein non-decision making zur Erhaltung des für sie „bequemeren“ ungeregelten Status quo bevorzugten. 

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Veröffentlicht

2024-05-06

Ausgabe

Rubrik

Forschungsartikel