Markets, democracy and social capital

Autor/innen

  • Thomas Nowotny

DOI:

https://doi.org/10.15203/ozp.804.vol31iss2

Abstract

Entgegen seinen Versprechungen hat der Kommunismus wirtschaftliche Entwicklung und Modernisierung nicht beschleunigt. Die von ihm betroffenen Zentral- / Osteuropäischen Staaten sind in ihrer Entwicklung vielmehr hinter jenen Staaten zurückgeblieben, die vor 70 Jahren noch gleich arm wie sie waren, die sich aber inzwischen dem europäischen Durchschnitt angenähert haben. In der Transformationskrise nach 1990 ist diese Kluft sogar noch breiter geworden. Es gibt keinen Anhaltspunkt für die These, dass die große Dauer und Tiefe dieser Transformationskrise durch eine vorschnelle und zu vollständige Demokratisierung verursacht worden wäre. Im Gegenteil: jene Staaten mit den höchsten demokratischen Standards sind auch jene, die ihre Wirtschaft am wirksamsten umgestaltet haben. Erfolgreiche Demokratisierung und erfolgreiche Wirtschaftsreform scheinen also die selbe tieferliegende Ursache zu haben: funktionierende gemeinschaftliche Einrichtungen sind in beiden Bereichen unerlässlich. Gut funktionieren können solche Einrichtungen aber nur dann, wenn sie sich auf ausreichendes und passendes „Sozialkapital“ von wechselseitigem Vertrauen und Bereitschaft zur Zusammenarbeit stützen können. Die Zerstörung dieses Kapitals zählt zu den schädlichsten Erbstücken, die der Kommunismus hinterlassen hat. Je weiter entfernt ein exkommunistisches Land von den traditionellen Zentren der europäischen Modernisierung, desto drückender die Last dieses Erbes.