The OZP is becoming an Open Access journal
DOI:
https://doi.org/10.15203/ozp.306.vol43iss3Keywords:
Open AccessAbstract
Mit dem kommenden Jahr (Heft 1/2015) wird die ÖZP von einem Journal im Papierdruckformat zu einer Open Access Publikation. Schon länger wissen wir: Ein reines Druckprodukt ist einfach nicht mehr zeitgemäß. Die akademischen Lese- und Arbeitsgewohnheiten haben sich in den letzten zehn Jahren völlig verändert; im Mittelpunkt steht heute die elektronische Verfügbarkeit von Artikeln.
Viele Zeitschriften haben sich heute hinter einer sogenannten Paywall verschanzt. Das bedeutet, dass ein/e AbonnentIn (in der Regel Universitätsbibliotheken) eine Journallizenz kauft und damit die elektronische Verfügbarkeit der Artikel dieses Journals sicherstellt (so können dann Angehörige der Universität auf diese Artikel zugreifen).
Die ÖZP konnte diese Entwicklung aus verschiedenen Gründen nicht mitmachen: Die großen internationalen Verlage verlangen für die Bereitstellung der elektronischen Infrastruktur und editorische Arbeit entweder eine jährliche Summe an finanziellen Zuschüssen. Oder sie behandeln kleine Journals wie unseres mit jener zu erwartenden Nachlässigkeit, die der profitorientierten Kalkulation der economies of scale entspricht, aber nicht die Sorgfalt garantiert, mit der wir unser Journal geführt sehen wollen. Der im Vergleich kleine Verlag, mit dem die ÖZP in den letzten Jahren sehr zufrieden kooperieren durfte – Facultas –, wiederum hat leider nicht die Infrastruktur, um unsere Artikel für AbonnentInnen elektronisch zur Verfügung stellen zu können.
Wir haben uns gefragt, ob das bedeutet, dass eine Zeitschrift wie die ÖZP ihre Funktion für die österreichische Politikwissenschaft nicht mehr erfüllen kann. Ihr Verschwinden hätte jenseits des Traditionsbruchs bedeutet, dass die österreichische sozialwissenschaftliche Szene eine Möglichkeit verliert, ihre qualitätsvolle Forschung aufzubereiten und zu publizieren. Sicher, es gibt zahlreiche internationale Journals, doch ein nationales Publikationsorgan hat zwei unschätzbare Eigenschaften, die kein noch so hoch geranktes internationales Journal bieten kann: Es ist ein Medium zur disziplinären Selbstverständigung vor Ort, und es dient zur Verbreitung sozialwissenschaftlich erarbeiteten Wissens in jenem Kontext, in dem dieses Wissen generiert wurde und für den es von besonders großem (Anwendungs- oder Reflexions-)Nutzen ist. Gerade in einer Zeit, wo der Nachweis des impact von Wissensproduktion auch auf politischer Seite immer stärker eingefordert wird, ist diese Infrastrukturfunktion eines Journals von entscheidender Bedeutung für das weitere Gedeihen einer ganzen Disziplin.
Als Druckzeitschrift musste die ÖZP mit dem Dilemma leben, dass sie zwar gute und herzeigbare Artikel publizierte, diese aber nicht die Sichtbarkeit erfuhren, die ihnen zugestanden hätte. Diese mangelnde Sichtbarkeit war umso mehr ein Dilemma, als der Großteil des jährlich umgesetzten Budgets unserer Zeitschrift in die Druckkosten ging. Uns von diesem Posten zu befreien bedeutet, noch mehr Augenmerk auf die eigentliche Arbeit legen zu können, nämlich den Begutachtungsprozess und die editorische Betreuung von eingereichten Artikeln. Darüber hinaus gewinnen wir automatisch mehr Sichtbarkeit.
Die Inhaberin der Zeitschrift – die Österreichische Gesellschaft für Politikwissenschaft – hat sich die Entscheidung mit Open Access keineswegs leicht gemacht. Ihr lag ein langjähriger Diskussionsprozess zugrunde, angestoßen und geleitet vom GeschaÅNftsführenden HerausgeberInnengremium (GHG), das 2011 eingesetzt wurde, um die Modernisierung der ÖZP zu forcieren und durchzuführen. Das Ergebnis dieser langjährigen Planung kann sich sehen lassen: Aufgrund einer kompetitiv eingeworbenen Förderung durch den Fonds zur Förderung wissenschaftlicher Forschung (FWF) und eine Langzeitübereinkunft mit der Universität Innsbruck können wir nun die kommenden Jahre ohne Article Processing Charges (oder ähnliche autorInnenbasierte Finanzierungsmodelle) daran arbeiten, die ÖZP als Open Access Journal zu platzieren.
In den zahlreichen Diskussionen und Entwicklungen, die das GHG über die letzten Jahre hinweg durchgeführt hat, war Open Access anfänglich nur eine Option von mehreren. Mit der durch den FWF eröffneten Finanzierungsmöglichkeit wurde diese Option zunehmend vielversprechend. Die Vor- und Nachteile wurden sorgsam abgewogen. Es zeigte sich, dass die Vorteile bei Weitem überwiegen: eine gesicherte Finanzierung über mehrere Jahre hinweg, eine Konzentration auf Kernaufgaben und die schlagartige Erhöhung der Sichtbarkeit der Zeitschrift ohne Qualitätsverlust.
Open Access ist insbesondere in den Naturwissenschaften mittlerweile die gängige und weitgehend auch bevorzugte Publikationsform, weil sie sich zur schnellen Dissemination von Forschungsergebnissen eignet und eine bessere Qualitätssicherung ermöglicht – man denke insbesondere an PLOS (Public Library of Science), die vornehmlich die Lebenswissenschaften vertritt. Wenn wir uns diesen Erfolg vor Augen halten, dann können unter SozialwissenschaftlerInnen immer noch verbreitete Ängste nur als Rückzugsgefechte traditioneller und lieb gewonnener Publikationsverfahren interpretiert werden. Aber auch hier ändern sich die Gewohnheiten. LeserInnen der ÖZP fragen zunehmend nach elektronisch verfügbaren Beiträgen aus der Zeitschrift. Und generell zeigen jährlich durchgeführte Umfragen, dass die Akzeptanz von Open Access Journals in den Sozialwissenschaften stetig im Steigen begriffen ist.
Die ÖZP, als eine der ältesten politikwissenschaftlichen Zeitschriften Europas, wird mit diesem Schritt jedenfalls eine Vorreiterrolle in der sozialwissenschaftlichen Zeitschriftenlandschaft übernehmen. Unsere Kernaufgabe wird jetzt mehr denn je darin bestehen, die sorgfältige Betreuung eingereichter Artikel zu gewährleisten und unbestechliche, objektive und faire Gutachten im bewährten Verfahren (double blind peer review) einzuholen. Die Artikel werden nach der Begutachtung und redaktionellen Betreuung sofort online gestellt und sind damit frei verfügbar. Ebenso werden sukzessive alle bisher in der ÖZP publizierten Artikel online gestellt.
Einige Details der Umstellung harren noch ihrer endgültigen Lösung, und wir werden diese bis zum Erscheinen des nächsten Hefts bekannt geben. Vieles ist jedoch schon geschehen. Eine begleitende Maßnahme, um die Zeitschrift für das 21. Jahrhundert fit zu machen, bestand darin, an der Leitungsstruktur zentrale Änderungen vorzunehmen. Das GHG, das eine Übergangslösung war, wird mit Ende des Jahres aufgelöst. Die Editors sind nun, den internationalen Usancenentsprechend, drei Mitglieder der professoralen Kurie der österreichischen Politikwissenschaft. Sie werden unterstützt vom bewährten Team der Redaktion, das weiterhin das Tagesgeschäft durchführen wird. Neu gewinnen konnten wir eine namhafte Gruppe von rund 30 international ausgewiesenen WissenschaftlerInnen in allen Teilbereichen der Politikwissenschaft sowie verwandten Fächern, die gemeinsam das die Editors beratende Editorial Board bilden werden, und die historisch gewachsene Gruppe des wissenschaftlichen Beirats ersetzen.
Wir möchten uns an dieser Stelle bei allen Personen, die in den letzten Jahren intensiv an der Weiterentwicklung der ÖZP mitgearbeitet haben, bedanken: dem stets hilfsbereiten Team von Facultas, den bisherigen Mitgliedern des wissenschaftlichen Beirats und vor allem des GHG, das sich als unschätzbares Forum für strategische Diskussionen zur Ausrichtung der Zeitschrift erwiesen hat. Und wir freuen uns auf die Zukunft der ÖZP als Open Access Journal.
Thomas König, Sonja Puntscher-Riekmann, Gilg Seeber, Dieter Segert
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